Hier kehren Sie ein in Rothenburg ob der Tauber
Restaurants, Gasthöfe, Cafés, Bars und Weinstuben in Rothenburg ob der Tauber - wir stellen Ihnen hier die Gastgeber in der Stadt vor
Essen, einen Kaffee trinken, ein Eis oder leckere Cocktails genießen. Das geht in Rothenburg ob der Tauber wunderbar. Wir stellen unter dem Motto „Hier kehren Sie ein“ Gastronomen aus Rothenburg ob der Tauber und ihre Angebot vor. Neben den kulinarischen Klassikern zeigt sich die Vielfalt der Stadt auch auf den Speisekarten. Neben herrlichen Biergärten und Außenbereichen besticht Rothenburg mit dem fantastischen Ambiente in urigen Stuben.
Im folgenden Stellen wir Ihnen nach und nach die Gastgeber aus Rothenburg ob der Tauber vor.
Zu den Betrieben von Genießen ob der Tauber geht es zudem direkt.
Die Portrait-Fotos stammen von James Derheim!
Hier kommt die Post per Zug - die Familie Dreyer und das Hotel Gasthof Post





Das Hotel-Gasthof Post macht eigentlich keine falschen Versprechungen: die Familie Dreyer, die das Hotel nahe des Bahnhofs besitzt bietet fränkische Küche in der traditionellen Gaststube und im kleinen Biergarten neben dem Gebäude. Für Radfahrer ist es ob seiner Lage an den vielen Radwegen um Rothenburg ob der Tauber ideal. Wer mit der Bahn und schwerem Gepäck ankommt, hat es zudem nicht weit in das Hotel-Gasthof Post. Von dort aus sind es nur fünf Minuten Fußweg an die Altstadtmauer zum Rödertor. Ein gar nicht so kleines Detail führt jedoch zunächst auf einen Irrweg – der Name. Denn beim Hotel-Gasthof Post handelt es sich nicht um eine romantisch verklärte einstige Postkutschenstation, wie man vielleicht meinen können. Den Namen erhielt das Hotel viel später als gleich in der Nachbarschaft die Deutsche Post ihre Zentrale für Rothenburg einrichtete. Zuvor firmiert das Hotel als „Gasthof zur Eisenbahn“. Stolz zeigen die Dreyers die Bilder aus den Anfangstagen als die Bahn nach Rothenburg ob der Tauber kam und das Gebäude als Teil der Tourismusgeschichte die Gäste aus der Region empfängt bevor es in die Altstadt geht.
„Wir wollen diesen Charakter natürlich weiter erhalten, die heutige Post als einstige Empfangsstube der Stadt für die Bahnreisenden – das ist einfach ein schöner Gedanke“, beschreibt Bastian Dreyer den Charakter der Post, die er von seinen Eltern übernimmt. 1975 kauften seine Eltern nach ihrer Zeit in den gastronomischen Betrieben in der Taube (heutiges Restaurant „Rhodos“ der Nördlinger Straße) und dem Gasthof Schlachthof (heute der „Alte Ritter“ in dfen Bensenstraße) in Rothenburg ob der Tauber das Hotel. Seitdem bewahren sie das Erbe der Post und des Gasthofs zur Eisenbahn – ob in den archivarischen Materialien wie Fotoalben oder in architektonischen Details wie den originalen Fliesen am Tresen. „Wir sind als Rothenburger Gastronomenfamilie mit den Gästen aufgewachsen und begleiten auch aktuell den Wandel in der Gästestruktur mit ständigen Renovierungen in der Nebensaison. Was uns besonders freut ist die zunehmende Wahrnehmung Rothenburgs mit seinem Umfeld. Radfahren und Wandern sind Themen, die aktuell bei uns stark im Kommen sind. Und wir legen großen Wert darauf, die Region als Ganzes anzupreisen“, empfehlen die Dreyers den Gästen auch ruhig mal den Blick auf das nahe Bad Windsheim mit seiner Therme oder auf die Natur im Taubertal.

Karaoke, Barambiente und das Nachtleben im Bermudadreieck in Rothenburg ob der Tauber - Ufuk Tanriverdi und die Bar Monami





Wer abends in Rothenburg ob der Tauber entspannt einen Cocktail trinken will, der schaut ruhig mal raus aus der Stadtmauer (oder geht erst gar nicht in die Altstadt) und blickt in die Bar Monami in die Würzburger Straße. Ufuk Tanriverdi hat dort aus einem ehemaligen Sonnenstudio und den einstigen Clubräumen eines Fußballfanclubs eine elegante Lounge mit allen Annehmlichkeiten gemacht. Seit dem 1. Juli setzt er Ufuk Tanriverdi nun ganz auf das Bar-Ambiente mit passenden Snacks und Entertainment-Programm: „Zuvor haben wir auch Shisha im Monami angeboten. Aber das hat so manchen potenziellen Gast eher abgeschreckt, die klassische Shisha-Bar hat leider nicht den besten Ruf. Deshalb haben wir uns für diesen harten Schnitt zum Juli entschieden.“
Dem Nachteil der Randlage außerhalb der Altstadt begegnet Ufuk Tanriverdi mit kreativen Ideen: So lässt er eigens eine Monami-interne App entwickeln mit der sich die Kunden registrieren und schüchterne Menschen einen ersten digitalen Gruß beim Gast am anderen Ende des Raumes hinterlassen können – neue Generationen, neue Wege der Anbandelung. „Das lässt sich natürlich jederzeit für größere Veranstaltungen in Rothenburg adaptieren.“ Eine Art soziales Netzwerk für die Bar oder ganz Rothenburg? Vielleicht friedlicher als der Rest der digitalen Netzwelt.
Der Fokus in der Monami liegt aber natürlich auf dem geselligen Beisammensein. Neben den Cocktail-Klassikern setzt Ufuk Tanriverdi auf Pizza aus selbst gemachtem Dinkelteig, Fingerfood und Snacks sowie eine relaxte Atmosphäre mit Jazz-Musik. Später am Abend kann es dann auch poppiger werden. Und wer es wagt, der singt mit, wenn Ufuk Tanriverdi die Karaoke-Maschine anwirft. So wird aus der Monami ruckzuck eine Party-Meile.
Apropos Partymeile: Ufuk Tanriverdi, der in Rothenburg aufgewachsen ist, kennt noch die Zeiten als in Rothenburg das „Bermuda-Dreieeck“ für Aufsehen im Nachtleben sorgte. „Das war für viele junge Erwachsene an den Wochenende definitiv ein Grund, am Wochenende in Rothenburg vorbeizuschauen“, beschreibt er die drei Clubs im Innenhof der Ansbacher Straße 15 in Rothenburg ob der Tauber. Und einen davon betreibt Ufuk Tanriverdi mit der Medusa-Bar noch heute und hat sich mit den Nachbarn vom Club23 und der Cocktail-Bar Better together vorgenommen, das einstige Ambiente zusammen wieder aufleben zu lassen. „Ein funktionierendes und friedliches Nachtleben wäre für viele Jugendliche und junge Erwachsene sicher ein Gewinn.“
Für Jugendliche definitiv auch ein Gewinn: der Sport. Und so zählt Ufuk Tanriverdi auch zu den Sponsoren des Rothenburger Football-Teams Franken Knights, die viel Arbeit in die Nachwuchsförderung stecken.
Fusionsküche an der Franziskanerkirche - Christian Neumann startet im Restaurant Klosterstüble





In einer guten Küche kommt zusammen, was zusammen schmeckt und damit zusammengehört. Das manifestiert sich in traditionellen Gerichten, die seit Jahren genau so gekocht werden wie es die Vorgänger weitergaben. Oder es wird neu gedacht, seit den 1980er Jahren nennt sich das Fusionsküche – regionale Klassiker werden dabei mit für die Region untypischen Zutaten zubereitet und fügen dem Gericht eine neue Geschmacksdimension hinzu. Der Rothenburger Chefkoch Christian Neumann denkt das Prinzip weiter und empfängt die Gäste im Klosterstüble an der Franziskanerkirche mit einer Fusionskarte: „Bei uns treffen fränkische und bayerische Klassiker auf junge, frische und moderne Gerichte“, beschreibt Christian Neumann die Ausrichtung. Seit 1. April hat er das Klosterstüble als Chefkoch übernommen und bedient mit der Karte gleich zwei Stammkundschaften: jene, die zuvor das gemütliche Klosterstüble mit Klassikern wie Schäufele und Cordon Bleu schätzten. Und jene, die Christian Neumann von seinem ersten eigenen Restaurant in Rothenburg kennen: Am Platzl am Weißen Turm machte er sich schnell einen Namen in Sachen gehobener, moderner Küche. Lachs-Tranchê auf geschmorten Tomaten-Fenchel Ragout mit Annabelle Kartoffeln gefällig? Dann schaut gern vorbei im Klosterstüble.
Die Kochkunst hat er auf mehreren Stationen gelernt, ohne seine Heimatstadt Rothenburg aus den Augen zu verlieren. Angefangen hat Christian Neumann mit der Ausbildung bei Sternekoch Bernhard Reiser (aktuell mit einem Restaurant in Würzburg), der damals das Louvre in der Klingengasse von Rothenburger voranbrachte. Über die Altfränkische Weinstube ging es dann in die gastronomischen Weiten des Alpenraums: das Grand Hotel Tschuggen in Arosa im Schweizerischen Graubünden und das MANNI in Mayrhofen in Österreich zählen dort zu den Topadressen für kulinarische Erlebnisse. Bevor es nach Rothenburg zurückgeht, folgen für Christian Neumann drei Jahre auf Sylt. „Ich verstehe diese Karrierewege als Lehrstation für die Selbstständigkeit. Die habe ich Am Platzl begonnen und setze sie nun im Klosterstüble fort. Wir haben täglich wechselnde Gerichte auf der Karte und kaufen so ein, wie es der Markt hergibt: frischer Fisch, Dry-Aged T-Bone oder eine Schweinerückenkrone, also ein Dry-Aged Kotelett, bekommt der Gast nicht überall“, beschreibt Christian Neumann seinen Anspruch.
Europa von seiner schönen Seite - Barbara Savino und das Team vom Restaurant Michelangelo




Das Restaurant Michelangelo am Röderturm in Rothenburg ob der Tauber gehört zu den Anlaufstellen, wenn man die ganze Vielfalt der italienischen Küche kennenlernen will. Barbara und Michele Savino bieten ihren Gästen eine stets wechselnde Karte – von Fischgerichten bis zur Pizza
Dass Europa zusammenwächst, ist leider nicht mehr ganz so selbstverständlich wie vor zehn Jahren. Dass ein gemeinsames Europa doch ganz selbstverständlich sein kann, das zeigen Barbara und Michele Savino. Die gebürtige PolinR und der gebürtige Italiener fanden in Deutschland als Paar zusammen und in Rothenburg ob der Tauber ihr selbstständiges Glück mit dem Ristorante Michelangelo am Röderturm – eine sehr europäische Geschichte. „Ich konnte am Anfang gar keine italienisch – und viele unserer Mitarbeiter sind aber Italiener und wenn es in der Küche mal hektisch wird, wird auch italienisch gesprochen. Aber das habe ich einfach gemacht wie bei der deutschen Sprache: ich habe mir das durch Hören und Sprechen beigebracht, ganz ohne Bücher und Kurse“, lächelt Inhaberin Barbara Savino. Wer sich Sprachen so autodidaktisch erschließt, der muss eine gesunde Offenheit an den Tag legen. Und die überträgt Barbara und Michele auch auf das Ristorante Michelangelo.
Das beginnt mit der Karte. „Als wir 2009 das Restaurant hier starteten, nahmen wir uns vor, dass wir die ganze Vielfalt der italienischen Küche darstellen wollen – also auch typische Fischgerichte mit Mittelmeerfischen wie Dorade oder Calamari. Viele waren erst skeptisch, denn das gab es damals in Rothenburg in dieser Form nicht unbedingt.“ Und die Nachfrage gibt den Mutigen Recht. „Viele Rothenburger haben sich damals sehr darüber gefreut.“ Weil es das Urlaubsgefühl aus dem Süden auch für die Einheimischen in die Urlaubsstadt Rothenburg ob der Tauber transportiert. Am lauen Sommerabend sitzt man im Michelangelo an der Stadtmauer. Wenn es nicht ganz so schön ist, ist man im stilvoll designten, farblich reduzierten Innenraum gut aufgehoben. Die Mitarbeiter machen im schicken schwarz-weiß und mit Fliege das Bild rund. „Bevor wir das Lokal 2009 übernahmen wurde hier auch schon italienische Küche serviert. Viele Rothenburger kennen den Laden von früher als ‚Adria‘ mit einer etwas anderen Ausrichtung. Wir wollten den kompletten Neustart mit neuer Einrichtung und neuem Konzept.“
Das hat prima funktioniert und lebt von der Liebe zum Gast. „Es kann sich keiner vorstellen wie froh ich war, als ich hier am ersten Tag nach dem Lockdown ankam und meine lieb gewonnen Mitarbeiter wieder in der Dienstkleidung und mit dem Tablett entgegenkommen sah. Für uns ist das Ristorante Michelangelo der Lebensmittelpunkt.“ Selbstgemachte Pasta und selbstgemachtes Eis, dazu eine stetig wechselnde Karte mit Spezialitäten vom Stiefel Europas – so hat sich das Michelangelo einen treuen Kundenstamm gesichert. „Die Gastgeberrolle ist für uns ganz natürlich, gehört zu unserem Leben. Bei mir ist das sicher auch durch meine Kindheit in einem kleinen polnischen Dorf geprägt: Meine Oma hat dort die einzige Diskothek in der Umgebung betrieben, die gegenüber unseres Wohnhauses lag. Meine Schwester und ich standen meist bis spätabends heimlich am Fenster und haben gestaunt, wie viele Leute extra wegen ihr in unser Dorf kamen.“ Die Offenheit im Blut, ganz Italien auf dem Teller – willkommen im Michelangelo in Rothenburg ob der Tauber.
Aus Erfahrung gut - Stoyan Demirov kocht in der Silbernen Kanne auch bulgarisch





Viva Rothenburg - die Familie Gallus und das Restaurant Don Gallo




Viva Rothenburg – so begrüßt die Familie Gallus aus dem einstigen „Roten Hahn“ seit Januar ihre Gäste in der Schmiedgasse im „Don Gallo“. Statt fränkischer Küche gibt es mexikanische Gerichte geben. Wie es dazu kam? Lesen Sie hier!
„Es lebe Rothenburg“ können die Mitglieder des Meistertrunks auch deshalb an Pfingsten freudig ausrufen, weil der Altbürgermeister Georg Nusch sich ein Herz nahm und die 3 ¼ Liter aus dem Humpen in einem Zuge leerte – so sieht es zumindest die Geschichte vor, die in coronafreien Zeiten im Kaisersaal das Zentrum der Festspiele bildet. Schon weit vorher kümmerten sich die Vorfahren des Altbürgermeisters um das leibliche Wohl Ihrer Gäste. Der Rote Hahn ist seit 1380 als Gasthaus belegt, gegründet und betrieben hatten das Lokal Nuschs Ahnen. Verkehrsgünstig lag die Herberge an der Handelsroute, die vom Marktplatz in Rothenburg ob der Tauber schon damals gen Süden führte – von den reichen Rothenburger Patriziern in Richtung der Fugger in Augsburg. Diese günstige Lage darf der Rote Hahn auch 600 Jahre später für sich reklamieren: die Schmiedgasse und das nahe Mittelalterliche Kriminalmuseum ziehen viele Besucher Rothenburgs an. Bislang fanden diese auf der Speisekarte des Roten Hahn traditionelle fränkische Kost. Doch seit Januar 2022 begrüßt die Familie Gallus, die den Roten Hahn seit 1905 besitzt, neben dem klassischen „Grüß Gott“ die Gäste im Restaurant auch mit einem fröhlichen „Hola, que tal?“
Als „Don Gallo“ firmiert das Traditionshaus nun und legt auch bei der mexikanischen Karte viel Wert auf Authentizität. „Mit klassischen TexMex-Gerichten hat unsere Küche nichts zu tun. Wir wollen echtes mexikanisches Essen nach Rothenburg ob der Tauber bringen“, berichtet Dieter Gallus. Seit 1972 besteht das gesteigerte Interesse an der mexikanischen Kultur bei ihm. Der simple Grund: die Liebe. Denn seine Frau Imelda hat er in Mittelamerika kennengelernt und sich trotz anfangs fehlender Spanischkenntnisse verliebt. Mittlerweile hält Dieter Gallus in Mexiko Vorträge vor mexikanischen Gastronomie-Auszubildenden, die Familie zieht es Jahr für Jahr in die zweite Heimat an der Pacific Küste. „An der Westküste Mexikos haben wir ein Domizil, wir fühlen uns dort einfach wohl und unsere Karte soll vom traditionellen Essen der Mexikaner beeinflusst sein“, fasst Dieter Gallus den Plan zusammen. „Chili con Carne? Kennt in Mexiko kein Mensch und hat damit auch nichts bei uns auf der Karte verloren“, bringt es die zweisprachig erzogene Tochter Adriana auf den Punkt. „Tacos, Burritos, Fajitas werden die Basis unseres neuen Angebots. Dazu werden wir Wochen- oder Tagesspecials wie Pollo con mole – also Hähnchen in Schoko-Chili-Soße – anbieten“, spezifiziert ihr Mann die kulinarische Ausrichtung. Die Chilis baut er selbst an – „verschiedene Schärfegrade“ fordern die Gäste, erzählt er schmunzelnd.
Unterstützt wird das Team von „Don Gallo“ dabei von drei Köchen aus der Akademie in Mazatlan. „Ich hielt dort einen Vortrag an der Gastronomie-Hochschule über die Arbeitsmöglichkeiten und hatte prompt elf Bewerbungen“, berichtet Dieter Gallus vom Rekrutierungsprozess. Im Oktober kamen die neuen Kollegen in Rothenburg ob der Tauber an und sollen dann neben den Rothenburgern auch die US-Amerikanischen Gäste insbesondere aus den nahen Militärkasernen ansprechen. „Viele sind das mexikanische Essen aus den USA gewohnt. Wir hatten in den 90ern schon einmal gelegentlich Angebote in diese Richtung und guten Zuspruch. Nun wollen wir den kompletten Umbruch in der Küche wagen“, blickt Adriana auf die Chancen der neuen Ausrichtung. Die geht mit einem neuen Logo einher: ein frecher, mutiger Hahn (spanisch: Gallo) blickt einem nun vom Wappen in der Schmiedgasse entgegen – ist ja auch eine freche Idee mit dem Don Gallo.
In Rothenburg ob der Tauber gibt es selbst in der hoch frequentieren Altstadt Orte, die nicht allen gleich ins Auge fallen und an denen nicht jeder gleich vorbeikommt. Ein solcher Ort stellt die Silberne Kanne in der Paradeisgasse nahe des Weißen Turms dar. Bei allen offensichtlichen Nachteilen, die das für den Besitzer hat, betont Stoyan Demirov, der die Silberne Kanne seit drei Jahren leitet: „Wir haben einen schönen ruhigen Biergarten im Hinterhof, idyllisch gelegen, nur fünf Minuten Fußweg vom Marktplatz entfernt – das schätzen unsere Gäste dann sehr, im ersten Moment sind sie davon positiv überrascht.“ Und auch im Inneren der Silbernen Kanne empfängt einen Bedienung Steffi und eine freundliche, einladende Atmosphäre. „Wir haben uns mittlerweile einen Kundenstamm erarbeitet. Die Leute wissen es zu schätzen, dass der Chef hier noch selbst kocht“, freut sich Demirov über den Zuspruch.
Stoyan Demirov stammt aus Bulgarien. Vor acht Jahren kommt er nach Rothenburg ob der Tauber und findet hier als Koch sein berufliches und privates Glück: „Ich habe mich eigentlich direkt in die Stadt verliebt, nach meinen Station bei der Villa Mittermeier und im Hotel Eisenhut haben meine Frau und ich uns hier mit der Silbernen Kanne einen Traum erfüllt.“ Die Erfahrung aus den Berufsjahren bringt er mit ein, fränkische und deutsche Küche wartet auf den Gast in der Silbernen Kanne genauso wie Spezialitäten aus seiner bulgarischen Heimat. „Mein eigener Favorit aus der deutschen Küche ist definitiv der Burgunderbraten“, lacht Demirov. „In Bulgarien sind Fleischspieße ein typisches Essen in Restaurants. Diese Tradition habe ich übernommen und das kommt sehr gut an.“ Bedienung Steffi ergänzt: „Das besondere an der Silbernen Kanne ist aus meiner Sicht auch, dass wir eigentlich wöchentlich die Karte wechseln. Das freut die Stammgäste!“ Und die kennt die Tschechin Steffi sehr gut, arbeitet sie doch seit 20 Jahren in Rothenburg im Service unter anderem im Goldenen Greifen. „Viele erkennen mich gleich wieder und dann ist die Freude groß.“
Dass Stoyan Demirovs Weg ist der richtige ist, zeigen die positiven Bewertungen bei Plattformen wie Tripadvisor. Die Qualität der Produkte stimmt, neben dem Gemüsehandel in der benachbarten Galgengasse kauft man die Kartoffeln in Langenburg, den Wein kommt aus Kitzingen am Main. Stoyan Demirov freut sich über das internationale, weltoffene an Rothenburg: „Hier treffen viele Kulturen aufeinander und es geht immer freundlich zu. So war es selbstverständlich für mich, dass ich mich interkulturell einbringe und beim Migrationsbeirat der Stadt mithelfe. Das ist für mich dann selbstverständlich und macht mir riesige Freude.“ Die haben auch die Gäste, wenn sie in der Silbernen Kanne einkehren. Und übernachten lässt es sich in den Apartments auch recht gut: vier frisch renovierte Zimmer gibt es über der Gaststube.

Mittendrin statt nur dabei - die Familie Moretti in der Italia und in der Ratsstube von Rothenburg ob der Tauber




Mit dem Militärdienst ist das so eine Sache – manche schwärmen von Ihrer Zeit in der Kaserne, für manche kam es gar nicht infrage. Für Luciano Moretti war der Dienst im italienischen Militär in den 60ern ein reiner Glücksfall. Aus seiner Heimat Umbrien kommend, saß er im Zug nach Bologna zur Kaserne – und traf dort mit einer schönen Frau zusammen. Man kam ins Gespräch und Luciano erfuhr: Sie lebte mit ihrer Familie damals seit Kurzem in Rothenburg ob der Tauber, in Deutschland. Nach der kurzen Begegnung startete Luciano einen Briefwechsel – wobei Wechsel hier falsch ist. Denn es kam nie eine Antwort. Statt weiter auf das Ende des Monologs zu hoffen, begab sich Luciano als Mann der Tat auf Reisen in eben dieses Rothenburg ob der Tauber. Konnte ja nicht so schwer sein, im direkten Austausch die Bekanntschaft zu verstetigen. Und war es auch nicht. Und so sitzen wir heute in der Pizzeria Italia in der Herrngasse von Rothenburg ob der Tauber, mit Luciano und den beiden Söhnen aus der Ehe: Gianluca und Marco Moretti. Die leiten das Geschäft in der Herrngasse und am Marktplatz, wo die Morettis in der Ratsstube auf deutsche Kost setzen.
„Mir hat es in Rothenburg ob der Tauber augenblicklich gefallen, einmal natürlich wegen der Liebe. Aber auch die Stadt und die Umgebung hatten es mir sofort angetan. Ich komme aus dem Vallnerina-Tal in Umbrien, alles sehr grün. Es gibt dort viel Wasser und den wundervollen Wasserfall Cascate delle Marmore. Das Taubertal und das Grün hat mich sehr daran erinnert“, schwärmt Luciano und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wenn man von den Wasserfällen absieht.“ Das macht die Altstadt Rothenburgs natürlich locker wett. In der sind seine Kinder aufgewachsen, in den Gassen und im Betrieb. „Wir waren auch beim Historischen Festspiel dabei, Marco ist gern mit der Fahne durch die Straßen gezogen“, beschreibt Gianluca die Jugend in Rothenburg. „Ich kam hier ohne Deutschkenntnisse an, wohnte anfangs im Württemberger Hof und es war zu dem Zeitpunkt nicht klar, wie lange ich ihn Rothenburg bleibe“, erklärt Luciano, wie er in das Abenteuer Rothenburg startete. „Ich habe hier immer in der Gastronomie gearbeitet, meinen eigenen Laden eröffnet und so stellte sich mir gar nicht mehr die Frage, ob ich noch einmal in die Heimat zurückkehre. Die Heimat, die ist hier: mit Freunden, der Familie und deren Kindern!“
Was viele nur noch aus Legenden kennen: Schwager Toni prägte lange auch das Nachtleben der Stadt. Eine Kellerdisko in Rothenburg ob der Tauber? Gab es in der Herrngasse, der Eingang lag gleich IN der Italia. Dort wo heute der Tresen steht, ging die Schlange vor dem Eingang in den Kellerraum los. Die Augen von Luciano strahlen noch heute, wenn er das alte DJ-Pult, die Tanzfläche und das stille Eck für die weniger Bewegungsbegabten im Keller zeigt. Bis 2001 war hier Betrieb mit DJs, gespielt wurde was in den Charts (für alle Jüngeren: der Vorgänger der Spotify-Hitlisten) angesagt war. Und manchmal beehrte auch ein Popstar den angesagten Ort in Rothenburg: „Die Mitglieder der Band Queen waren in den 80ern hier auf der Tanzfläche.“ Dass man sich nun auf das Kerngeschäft konzentriert, soll die gute alte Zeit nicht vergessen machen. Doch auch nach vorne blickt man in der Italia und Ratsstube mit frischen Ideen: „Die Nacht der Festspieler“ im historischen Keller der Ratsstube verstärkt die Bindung zum Historischen Festspiel „Der Meistertrunk“. Bei der Initiative Genießen ob der Tauber ist man ebenso dabei wie beim Rothenburger Weindorf im August. Die Morettis – mittendrin in Rothenburg ob der Tauber.
Hier geht es direkt zur Pizzeria Italia und zur Ratsstube Rothenburg
Die Gastfreundschaft im Blut, die Sonne immer vor der Tür - Familie Winterkamp und das Hotel Sonne in der Altstadt von Rothenburg ob der Tauber




Arletta und Lars Winterkamp kennen nur das Leben mit dem Gast – im Hotel Sonne in der Hafengasse von Rothenburg ob der Tauber etablieren Sie ein kleines Altstadthotel mit feiner Küche.
Ein leuchtendes Zentrum von dem viele Wege zum Glück führen – so stellen sich schon die kleinsten Kinder die Sonne vor. Geradlinig laufen die Strahlen in alle Richtungen. Wer Arletta Winterkamp vom kleinen Altstadthotel „Sonne“ in der Hafengasse genau zuhört, der erkennt die Symbolik in vielen kleinen Details wieder. Fangen wir die Reise durch das Sonnensystem in der Küche an: „Mein Mann und ich haben uns die Bereiche im Hotel untereinander eingeteilt. Wir bilden auch in gastronomischer Hinsicht eine perfekte Symbiose: Er ist eher für die Klassiker, das Konservative zuständig. Ich bin eher die Neugierige und werde nie müde Neues auszuprobieren“, beschreibt Arletta Winterkamp die vielfältigen Wege zum kulinarischen Glück: So finden sich neben dem klassischen Wiener Schnitzel auch verrücktere Kreationen mit internationalem Flair auf der Speisekarte. Immer im Fokus: die Zutaten regionaler Anbieter. „Seit wir das Hotel im März 2019 von Familie Sackenreuther übernommen haben, bauen wir uns sukzessive regionale Lieferanten auf, wo es geht.“ Auch hier führen also viele kleine Strahlen zum großen Glück.
„Wir wollen mit unserer Küche jenen eine Möglichkeit geben, die mal etwas Ausgefallenes suchen ohne dabei jene zu vernachlässigen, die es lieber etwas traditioneller handhaben, erklärt Arletta Winterkamp den Ansatz. „Mit manchen Gerichten wie einer veganen Gemüsesülze erreicht man nicht die breite Masse. Aber diejenigen, die gezielt so etwas suchten, die sind dann begeistert von dem Farbspektakel.“ So bedient die Sonne also viele Geschmäcker in ganz unterschiedlichen Richtungen.
A propos Richtungen: Egal ob nach Ost oder West, wenn Sie die Sonne verlassen gehen Sie nie unter, sondern landen immer gleich vor einer der Hauptsehenswürdigkeiten von Rothenburg ob der Tauber. Nach Osten erspähen Sie gleich den Röderbogen und Markusturm, im Westen erahnt man bereits die Fachwerkarchitektur der Marienapotheke am Marktplatzbrunnen. Zentraler geht es kaum, von hier aus können Sie die Altstadt prima erkunden. „Als wir uns nach einer Marktanalyse für Rothenburg entschieden haben, spielte neben der Lage – wir hatten unseren Lebensmittelpunkt in der Schweiz und in Regensburg – die herrliche Altstadt eine zentrale Rolle. Die genießen wir auch wie das Umland bei Spaziergängen mit unserem Hund.“ Die Winterkamps leben die Hotellerie schon seit vielen Jahren. Ob im Allgäu oder in der Schweiz verschlägt es einen da automatisch an traumhafte Orte, dorthin wo andere Urlaub machen. „Rothenburg ob der Tauber mit seiner Altstadt ist aber schon auch für uns noch etwas Besonderes“, bringt es Arletta Winterkamp auf den Punkt.
Ideal ist die Sonne in Rothenburgs Hafengasse für Paare, die ein modernes Ambiente im Restaurant und auf dem Zimmer, in einer historischen Umgebung zu schätzen wissen. Manchmal mieten sich auch ganze Großfamilien in das Altstadthotel ein. Auch hier bleibt die Sonne ihrem Namen treu: Hell, freundlich und warm lädt die Einrichtung den Gast zum Verweilen ein.
In diesem Falle stammt die Fotografie der Gerichte von Arletta Winterkamp.
Hier geht es direkt zum Hotel Sonne in Rothenburg ob der Tauber
Seit Juli unter neuer Leitung - Rothen-Burger am Siebersturm




Ein höllisch gutes Team macht sich selbständig: Seit dem 1. Juli betreiben Natascha Probst und Peter Gundermann den Rothen-Burger am Siebersturm in Rothenburg ob der Tauber. Viele kennen die beiden aus ihrer Zeit in der Weinstube „Zur Höll“.
Der Burger-Laden – einst der Inbegriff von Fast-Food mit den industriellen Ketten, heute in vielen Großstädten omnipräsent als hippe Alternative für ein gediegenes Abendessen in lockerer Atmosphäre oder den Mittagssnack. Mancherorts spricht man sogar von Burgerschwämme. Die steht in Rothenburg ob der Tauber nicht bevor, für leckere handgemachte Burger sorgt u.a. der Rothen-Burger am Siebersturm. Seit 1. Juli 2021 zeichnen sich Natascha Probst und Peter Gundermann verantwortlich für den kleinen aber feinen Burgerladen am Siebersturm im Spitalviertel von Rothenburg ob der Tauber. „Wir hatten über ein paar Ecken erfahren, dass der Vorinhaber Herr Özdil sich auf sein Hotel konzentrieren möchte und haben uns entschieden, dass wir das gern übernehmen. Wir essen selbst gern Burger, die Größe des Ladens hat uns entsprochen und wir fanden es an der Zeit, unser eigenes Geschäft aufzubauen“, berichtet Koch Peter Gundermann. Geschäftspartnerin Natascha Probst kennt er aus dem Rothenburger Restaurant „Zur Höll“, wo sie zwölf Jahre zusammen arbeiteten und viel Erfahrung mitnehmen konnten.
„Peter macht zusammen mit Mitarbeiter Alex die Küche und ich kümmere mich wie schon in der Höll um den Service“, beschreibt Natascha die bewährte Aufteilung. Neben der klassischen Burger-Karte erwarten die Gäste im Rothen-Burger einige Neuerungen: „Wir wollten das funktionierende Konzept des Burgerladens gezielt erweitern – durch ein noch breiteres Angebot wollen wir dem Bewusstsein weiter Rechnung tragen, dass der Burger für viele schon lange kein Fast Food mehr ist.“ Ein Rinderfilet-Burger mit Pilzen oder ein Pulled-Duck-Burger tauchen als Wochenspecials auf der Karte ebenso auf wie vegane und vegetarische Burger. „Unser veganer Black Jack Burger entspricht geschmacklich dem Pulled Pork – nur eben ohne Fleisch. Es besteht im Grundrezept aus einer Jackfruit, Zwiebeln und der typischen Barbecue-Soße. Dazu gibt es veganen Cole Slaw Salat“, beschreibt Peter ein alternativen Burger zum klassischen Cheese-Burger und Hamburger, die sich natürlich weiter auf der Karte finden. Auch einen Tausend-und-1-Nacht-Burger wird es geben mit Auberginen, Roten Linsen und Couscous sowie einer Soße mit Soja-Minzjoghurt und Gewürzen wie Kreuzkümmel – ein märchenhaftes Angebot, das passt ja zu Rothenburg ob der Tauber.
Was überraschend auch zu Burgern passt: Frankenwein. Auch so eine Neuerung seit dem Start von Natascha und Peter. „Wir finden, dass zu einem guten Burger auch guter Wein passt. Wir arbeiten mit dem Weingut Meier-Schmidt aus Ulsenheim zusammen. Neben der roten Domina-Rebe passen auch Weißweine wie Müller-Thurgau und Weißburgunder ganz fantastisch zu unseren Burger-Kreationen“, empfiehlt Natascha gern den richtigen Wein zum Burger-Dinner. Die Brötchen bezieht das Team im Rothen-Burger von einer Bäckerei in Kitzingen, der Eistee und die Limonaden sind selbst gemacht. Und mit den benachbarten Gastronomen der Landwehr am Turm und dem sozialen Treffpunkt auf der Treppe am Siebersturm bildet man eine symbiotische Verbindung. „Wir haben schon in den ersten Wochen gemerkt, dass viele sich auch einen Burger holen und auf der Treppe essen. Generell läuft das Abholgeschäft wie schon bei unserem Vorgänger auch richtig gut“, lacht Peter. Denn eins bleibt der Burger bei allem Genuss dann doch: ein Produkt, das man auch gut mitnehmen kann.
Hier geht es direkt zum Rothen-Burger
Place of peace - das Team vom Café Lebenslust



St. Jakob gehört zu den Wahrzeichen von Rothenburg ob der Tauber. Neben der gotischen Kirche im Herzen der Altstadt hat sich ein gelber Farbtupfer in der Kirchgasse als Ort für Begegnungen etabliert. Nadine, Yvonne und Andi machen das Café Lebenslust zum Wohnzimmer und zur Even-Location.
Drei unterschiedlich Talente, ein Gedanke: Warum nicht ein Café im Herzen von Rothenburg ob der Tauber etablieren? Gedacht, getan: Im April 2016 eröffnen die Schwestern Nadine und Yvonne das Café Lebenslust in der Kirchgasse – einen Ort zum Wohlfühlen. Was für die drei nicht fehlen darf, um sich wohlzufühlen: Gesellschaft, Kunst und Musik „Wir haben verschiedenste Gäste, die locker drauf sind, beschreibt Nadine die Stimmung im Café Lebenslust, das Donnerstag bis Montag um 9:30 Uhr seine Pforten öffnet. Läuft man durch die Klingengasse auf die Jakobskirche zu, erkennt man das gelb gestrichene Café Lebenslust schon durch die Unterführung an der Westseite der Kirche. Zuvor war das Gebäude leer gestanden. Die ausgedehnten Kellerräume mit der Möglichkeit zur Lagerung deuten auf eine Vorgeschichte des Anwesens als Brauerei hin.
Die drei bringen unterschiedliche Einflüsse und Stärken in das Café Lebenslust mit ein. „Nadine kommt aus dem Gestaltungsbereich, Yvonne aus dem kaufmännischen- und Andi aus dem IT Bereich. Nadine und Andi sind im Vordergrund tätig, organisieren die Veranstaltungen Feiern, kümmern sich um die Musik und den Service. Yvonne regelt den Office und den Küchenbereich, die Künstlerin stellt auch ihre eigenen Bilder im Café aus. „Ein Jahr hat der Entwicklungsprozess gedauert bis die Idee zum Café Lebenslust fertig war und wir anpacken konnten“, beschreibt Yvonne die Entstehung des Cafés bei der die ganze Familie von den Zimmerer- über die Malerarbeiten bis hin zur Gestaltung des ganzen Gebäudes zusammen anpackten. Die drei leben als Familie im Gebäude direkt neben dem Café, der Außenbereich im lauschigen Innenhof – zutreffenderweise per Schrift an der Wand als „Place of peace“ tituliert – dient nach Feierabend als privates Refugium. „Wir verstehen das Café als klassischen Begegnungsort zum Austausch und als Ort zum Verweilen.
Neben dem klassischen Café-Betrieb setzt man verstärkt auf die Event-Schiene: das umfasst neben Hochzeiten und Geburtstagen für geschlossene Gesellschaften eben auch alternative Themen, die in Rothenburg ob der Tauber nicht immer einen Ort finden. „Wir haben eine Art Night veranstaltet, einen Open Stage Abend, Lesungen und viele weitere „Veranstaltungen“ mit regionalen Leuten. Wir hatten das Träumen und Machen- Festival , den internationalen Weltfrauentag oder sogar schon eine Gruppe von Mönchen aus Tibet zu Gast, beschreibt Nadine. Diese gesellschaftliche Verantwortung leben die Besitzer auch selbst vor: Viele Möbel im Inneren des Cafés wie die Stühle wurden restauriert und neu gepolstert, alte Fensterrahmen, der vorherige Holzboden und viele Kleinigkeiten wurden wieder in den Einsatz gebracht – Upcycling nennt sich das und setzt den Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft. Wegwerfen will man auf keinen Fall die feinen Produkte, die in der kleinen Küche des Cafés verarbeitet werden. „Obst für unsere Kuchen und das Gemüse kommen vom ‚S Gärtle In Der Garage‘ aus dem nahen Schwarzenbronn, die Eier von einem Biolandhof in Lohrbach bei Insingen“, zählt Yvonne Beispiele aus dem regionalen Einkauf auf. Auch das Merchandise wie Kleidung oder Gläser mit dem Schriftzug des Cafés wird lokal in Rothenburg bei der Firma Bauerreiss geordert.
So ist das Café Lebenlust nach fünf Jahren in Rothenburg ob der Tauber etabliert, mit seinen Nischen und Winkeln findet jeder seinen Platz zum Plaudern, Lesen, Musikhören oder abschalten. „Wir haben ganz gezielt Ecken im Café angelegt, die ruhiger sind – wie eine Chill out Lounge.“ Gesellig geht es zum Reiterlesmarkt in der Adventszeit zu: dann wird der Innenhof Jahr für Jahr zum Glühweinausschank und Treffpunkt, der einstige Stall des Anwesens ist zur gemütlichen Stube ausgebaut und lädt zum Verweilen ein. „Love, Peace and Harmnoy“ will Nadine mit dem Café Lebenslust versprühen, fertig wird der Place of Peace aber wohl nie. „Wir leben ja mit dem Café. Und so wie wir uns verändern, wird sich sicher auch das Café in den nächsten Jahren mit uns verändern.“ Und so beantwortet Andi die folgende Frage eines unbedarften Gastes bei der Eröffnung noch heute mit „vorübergehend“: „Ist das Café denn jetzt schon fertig?“ Wird es nie sein, alles ist im Fluss im Café Lebenslust.
Das „Morgen“ gestalten - Das Team der Evangelischen Tagungsstätte Wildbad in Rothenburg ob der Tauber
Im Wildbad Rothenburg ist gelebtes nachhaltiges Handeln der Schlüssel zu einer enkeltauglichen Zukunft.
Schon Friedrich Hessing, der das Wildbad von 1894 bis 1903 als schlossartiges Kurhotel mit hohen Giebeldächern, dutzenden Türmchen, Balkonen, Terrassen und romantischen Erkern erbauen ließ, wusste, dass es für die Genesung eines Menschen mehr braucht als Medizin allein. Musik, Theater, Tanz, gutes Essen, Natur und frische Luft gehörten für ihn untrennbar dazu. So ließ er einen sechs Hektar großen, terrassenförmigen Park anlegen und Hunderte Bäume aus dem nahegelegenen Rothenburger Stadtwald in den Wildbad-Park verpflanzen. Eine romantische Arkadenhalle, ein Brunnen und malerische Sichtachsen entstanden, sogar eine Kegelbahn wurde gebaut. Im prachtvollen Rokokosaal mit seinen bemalten Fenstern und seiner Stuckdecke fanden Konzerte, Matineen und festliche Galadiner statt. Im Theatersaal mit Säulengang und Bühne sorgten stimmungsvolle Inszenierungen für Begeisterung. Auch heute ist das Wildbad ein Ort, der alle Sinne beflügelt und verzaubert. Seit den 1980er Jahren ist das Haus im Besitz der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Bayern und hat sich weit über die Region hinaus einen Namen als Kultur- und Tagungsstätte gemacht.
Dass man es „ganzheitlich“ meint mit den Menschen, die ins Wildbad kommen, zeigen die vielen Initiativen des Hauses für nachhaltiges Leben und Essen, Haushalten und Wirtschaften. „Für uns gehört zu christlicher Lebenskunst auch untrennbar das Nachdenken über ein nachhaltiges und enkeltaugliches Leben und die Schonung unserer Ressourcen dazu“, betont Dr. Wolfgang Schuhmacher, Leiter des Wildbads. „Christliche Lebenskunst heißt für uns auch Leben nach ethischen Prinzipien. Die werden bei uns großgeschrieben. Als eines mit dem nach dem Europäischen und international gültigen Umwelt- und Management Systems Emas und Emas+ geprüftes und seit kurzem auch biozertifiziertes Haus, setzen wir z. B. bei unseren Speisen ganz bewusst auf Regionalität, Frische, Nachhaltigkeit und Bio und arbeiten mit verantwortungsbewussten Lieferanten und Partnern zusammen. Das Thema Kulinarik und Essen hat mit Christoph Friese (l.), der seit Januar 2020 Wildbad-Küchenchef ist, noch einmal an Bedeutung gewonnen. Seine Gerichte sind von den Küchen dieser Welt inspiriert, innovativ, mit frischen, regionalen und Bio-Produkten zubereitet, gern mit Kräutern nach Hildegard von Bingen, und immer sehr lecker …
Apropos: Hildegard von Bingen. Die große Visionärin, Theologien und Heilkundige des Mittelalters hat im 12. Jahrhundert wie schon der antike Arzt und Philosoph Hippokrates geschrieben: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ An diesem Grundsatz orientiert sich das Küchenteam des Wildbads auch heute noch.
Das Thema Nachhaltigkeit wird im Wildbad mittlerweile noch weitergedacht – und so strebt das Team um Stephan Michels (r.), Projektverantwortlicher, Umweltbeauftragter und stellvertretender Leiter des Hauses, in diesem Jahr die Gemeinwohl-Ökonomie-Bilanz an. Dieses Zertifikat stellt höchste Anforderungen an das ökologische, wirtschaftliche und soziale Handeln eines Hauses und „erfordert nicht nur das Engagement unseres gesamten Teams, sondern auch das unserer Lieferanten und Partner“, erläutert Michels.
Durch die fünf Arbeitsgruppen, die zusammen an der Erstellung der Bilanz mitwirken, sind mehr als die Hälfte der Mitarbeiter aktiv in das Vorhaben eingebunden. Gemeinsam werden alle Abläufe des Hauses unter die Lupe genommen und in einer bemerkenswerten Transparenz dokumentiert: sei es, dass die Herstellungsbedingungen bei den Lieferanten hinterfragt, der Ausstoß klimawirksamer Gase berechnet oder der Beitrag zum Gemeinwohl durch Kultur- und Kunstangebote ermittelt werden.
In diesem Anspruch an sich selbst, seine Mitarbeiter und seine Wirkung nach außen, geht das Wildbad einen großen Schritt weiter und erfüllt „nachhaltiges Tun“ jeden Tag mit neuem Leben.
Wo der Shabby Chic auf guten Kuchen trifft -
Das Team vom Café einzigartig




Aus dem Internet ins Café einzigartig in der Galgengasse von Rothenburg ob der Tauber reingeschlittert – das passiert nicht nur vielen Kunden, das passierte auch der Inhaberin Andrea Poth selbst.
Das Internet und Webshopping, die Digitalisierung – so heißt es – verdrängt den stationären Handel. Diese Weisheit verkommt dann zur Binse, wenn wir uns das Beispiel des Café einzigartig in der Galgengasse genauer anschauen. Andrea Poth startete ihr Geschäft nämlich auf den gängigen Verkaufsplattformen: aus alten Möbeln oder Fensterrahmen machte die gebürtige Rothenburgerin und Wahlmünchnerin seit 2009 Dekokostbarkeiten. Upcycling nennt sich das neudeutsch und war über den Verkauf bei ebay und dawanda ein echter Knaller. So sehr ein Knaller, dass sich viele Kunden nach einem Verkaufsraum (neudeutsch: Showroom) erkundigten, um das Mobiliar vor Ort betrachten zu können. Was in München ob horrender Mieten undenkbar war, kristallisierte sich für Andrea Poth in Rothenburg als smarte Geschäftsidee heraus: Vom Vater, der hier einst ein Souvenirgeschäft, hatte sie das Haus in der Galgengasse geerbt und funktionierte dies nun zum Ausstellungsladen für die Souvenirs um. „Da hatten wir die Idee, dass wir auch ein bisschen Kuchen von meiner Mama und Kaffee anbieten. Bei genauerer Überlegung dachte ich mir: Warum nicht den Verkaufsraum mit einem Café verbinden?“, erklärt Poth wie sie über Umwege in die Gastronomie „hineinschlitterte“.
So war das Café einzigartig 2013 geboren – „ein nostalgisches Café im Shabby-Chic“ wie es einst in der Ausschreibung für eine Geschäftsführerin hieß. Da sich diese nicht fand, das Café in Kombination mit dem Verkauf des Mobiliars aber auch so einzigartig gut lief, entschied sich Andrea Poth, ihre Festanstellung in einem Krankenhaus bei München zu kündigen. Auf einmal war Andrea Poth Vollzeitunternehmerin – tatkräftig unterstützt von ihrem Mann Robert. „Die Entscheidung war komplett richtig. Unsere Idee vom Café als Ort, in dem man sich in Rothenburg wohlfühlt, hat sich komplett übererfüllt. Wir haben viele Rothenburger Stammgäste, die hier einfach ihre Zeitung lesen, genauso wie Gäste die einmal im Jahr auf dem Weg in den Süden bei uns stoppen. Genau das war unser Ziel, ein Wohlfühlcafé in Rothenburg.“ Die Einrichtung und das Ambiente machen den Reiz des Café in dem wunderschönen Fachwerkhaus („Schon mein Vater hat gesagt: Wenn ich für jedes Foto, das vom Haus gemacht wird, ein Zehnerle bekomme, habe ich ein ordentliches Auskommen“) aus. Vom Frühstück über den Snack am Mittag – Suppen oder Sandwiches – bis zum Kuchen am Nachmittag setzt Poth mit ihrem bewährten Team auf regionale Anbieter. Brötchen und Gebäck kommen vom Bäcker Hachtel um die Ecke, Eier von einem lokalen Hof, Marmeladen und Kuchen werden selbst gemacht. Immer im Fokus: vegetarische und vegane Alternativen für die Gäste. Bei ihrem Team setzt Andrea Poth auf freundschaftlich-familiäre Bande. „Nicole, Kiki und Bettina sind schon seit Beginn mit dabei, Bettina seit sechs Jahren. Auch unsere studentischen Kräfte sind schon lange im Café vor Ort. mein Sohn Nico ist auch mit eingestiegen, backt auch selber so manchen der Kuchen.“
So konstant die Belegschaft und die Stammkundschaft einerseits, so dynamisch ist andererseits die Dekoration und das Mobiliar. Denn – so die Grundidee – alles steht im Rahmen des ursprünglichen Geschäfts zum Verkauf. Aber keine Sorge: dem Gelegenheitsgast fallen die Ab- und Zugänge kaum auf. Denn alles bleibt dem Shabby Chic-Stil verhaftet, also bei dem eine Mischung aus Erbstücken, Flohmarktverkäufen und Selbstgemachtem sowie Möbel und Gegenstände mit sichtbaren Gebrauchsspuren zum Konzept gehören. Wie kam Andrea Poth eigentlich auf die Idee, alte Möbel zu restaurieren und zu verkaufen? „Ich war schon immer künstlerisch und dekorativ unterwegs und viel auf Flohmärkten unterwegs. Mein Mann hatte beruflich viel mit Wohnungsauflösungen zu tun. Und so stieß ich auf Künstlerinnen, die aus alten Fensterrahmen Dekoelemente fertigten und verkauften. Und da dachte ich mir: das kann ich auch!“ Ja, kann sie. Der Erfolg im Webverkauf gibt ihr recht. Und die Erfahrung mit dem Marketing im Internet ließ sich natürlich auch prima auf das Café übertragen: „Viele finden uns schon bei der Anreise über Bewertungen und Facebook oder Instagram und reservieren noch aus dem Pkw einen Platz bei uns.“ Und so kommt man der Wahrheit hinsichtlich der Chancen der Digitalisierung in Rothenburg im Café einzigartig vielleicht am nächsten: Internet, stationärer Handel und gastronomische Angebote – das kann sich prima ergänzen. Wenn der Wohlfühlfaktor richtig rüberkommt.
Wohnzimmer, Spielraum, Ankerpunkt -
Das Team der Landwehr-Bräu am Turm



Fünf junge Rothenburger*innen erfinden das Landwehr-Bräu am Turm neu
Wenn Lina, Florian, Johannes, Stephan und Olli an ihre Kneipe denken, dann, erzählen sie, „denken wir zuallererst immer an ein Versprechen“. Ein Versprechen, das von offenen Armen und Türen erzählt, von Lebendigkeit und Geselligkeit, dem gemeinsamen Dasein im Hier und Jetzt. „Jedem ein Wohnzimmer geben, der gerade eines sucht – und ein Bier natürlich“, diesem Vorsatz folgen die fünf jungen Rothenburger*innen. Entsprechend heimelig ist‘s im „Landwehr-Bräu am Turm“, die Atmosphäre besonders.
Schallplattenabend, Kartel-Stammtisch, Live-Musik, Kneipen-Quiz: Im Landwehr-Bräu am Turm wird Kneipen-Kultur gelebt und sogleich immer wieder neu gedacht. Der hauseigene Biergarten schmiegt sich dazu malerisch an Rothenburgs berühmte Stadtmauer – in diesem Jahr wird er neu gestaltet. In diese Kneipe kommt heim, wer ankommt – und andersherum.
Apropos: Ankommen und heimkommen, das mussten die Besitzer für die Eröffnung im Okotober 2020 erst einmal selbst, wenngleich sie auch nie so ganz und wirklich weg waren, seit sie 2012 in Rothenburg ihr Abitur gemacht haben. Für das Studium und beruflich zog es die fünf zwar zunächst auf Wanderschaft. Familie, Freunde und nicht zuletzt die gemeinsame Freude an Kunst und Kultur brachten sie aber schnell und in schöner Regelmäßigkeit zurück an die Tauber. Alle fünf sind Mitglieder des Grenzkunst e.V. und tragen einen gehörigen Teil dazu bei, dass Rothenburg über das Taubertal-Festival hinaus seit Jahren durch eine lebendige Festivalkultur begeistert: Eulenflug, Sundowner, Raumzeit, Kunstraum heißen die bekanntesten Kulturformate des Vereins, die mit alternativen Konzepten ein breites Publikum von nah und fern ansprechen. Nun beweisen die fünf im Süden der Rothenburger Altstadt, dass sie auch Kneipe können. Den Ausschlag hat ausgerechnet die Corona-Pandemie gegeben. „Festivals und Veranstaltungen sind weggefallen, da war also Platz für neue Herausforderungen“, erinnert sich Johannes. „Aber eigentlich war uns allen schon lange klar, dass wir hier in Rothenburg einen fixen Standpunkt etablieren wollen.“
Das Bier kommt von der Landwehr-Bräu aus dem nur rund 15 Kilometer von Rothenburg entfernten Reichelshofen. Seit 1755 wird in der kleinen Privatbrauerei mit Leidenschaft und Hingabe gebraut. Bewusst hat man sich dort gegen die große Expansion entschieden, stattdessen alte Rezepte und Traditionen bewahrt. Auch der Gaumen wird, so weit wie irgend möglich, regional verwöhnt. „Für unsere Zutaten suchen wir kurze und umweltschonende Wege und legen dazu viel Wert auf Bio-Qualität.“ Gekocht wird vegetarisch und vegan, die Karte ist klein, dafür wechseln die Speisen regelmäßig.
Für die fünf jungen Partner ist das Landwehr-Bräu am Turm aber noch viel mehr als eine Kneipe und ein Versprechen an deren Gäste. Es ist auch ein Versprechen sich selbst gegenüber. „Das Haus ist ein Ankerpunkt für alle unsere Ideen und Konzepte. Unten die Kneipe, oben Büros und Räume für unsere weiteren Projekte”, weiß Johannes. Beruflich dreht sich bei den fünf Kneipenwirten längst nicht alles um das Landwehr-Bräu am Turm. Im November lassen sie vor dem Hintergrund des Rothenburger Märchenzaubers einen zweiwöchigen Märchenwald entstehen. 2019 veranstalteten sie zum ersten Mal das „Silvesterfunkeln“ auf dem Rothenburger Marktplatz. 2020 fiel es aus – wie so vieles andere auch. „Aber“, versprechen sie, „wir holen das nach.“
Die Eisarchitekten - Die Familie d'Isep und ihr Eiscafé in der Hafengasse



Aus dem Tal der Eismacher in die Herzen der Rothenburger
Die Familie d’Isep in der Hafengasse von Rothenburg ob der Tauber blickt auf eine lange Familientradition mit dem Speise-Eis zurück. Paola und ihr Sohn Enrico haben gleich zwei wunderschöne Heimaten – im Sommer die Stadt an der Tauber, im Winter die Traumwelt in den Dolomiten.
Das Val di Zoldo in den Dolomiten erwarb sich einen legendären Ruf. Selbst wenn Sie selbst noch nie ins Tal in Südtirol reisten, steht die Chance recht hoch, dass Sie in Deutschland schon mal von einem Eismacher aus dieser Region gekostet haben. Die Eismacher aus dem Val di Zoldo wurden in den 1950ern bekannt, als sie mit ihren Spezialitäten im Sommer die deutschen Innenstädte beglückten. In Rothenburg ob der Tauber steht die Familie d’Isep mit der Eisdiele in der Hafengasse für Qualität und handgemachtes Eis. Enrico d’Isep und seine Mutter Paola (geborene Sacchet) wissen zu berichten, dass ihre Familientradition mit dem Eis bis ins Kaiserreich zurückreicht – und zwar nicht ins deutsche. In Österreich-Ungarn zog es die Vorfahren aus dem harten Leben in der Stahlindustrie im Val di Zoldo als Eismacher nach Budapest – für das Jahr 1913 ist das Geschäft der D’Iseps mit dem Eiswagen dort belegt. Ab den 1930ern ging es über Glauchau in Sachsen nach Aachen. 1941 verlor man dort unter den Nationalsozialisten den ganzen Besitz und kam nach dem Krieg trotzdem zurück nach Deutschland. „Den Eiswagen meiner Familie aus den 1950ern besitzen wir noch und haben ihn erst vor ein paar Jahren restauriert“, berichtet Enrico d’Isep stolz. „Für mich steht der Wagen symbolisch für einen Treffpunkt. Wenn er an einem Marktplatz auftauchte, kamen dort die Menschen hin, holten sich dort ihr Eis und unterhielten sich. Und so verstehe ich auch unsere Eisdiele in der Hafengasse: als Treffpunkt.“ Und tatsächlich: Beim Anstehen unterhalten sich an den Wochenenden Rothenburger, die sich offenbar schon lang nicht mehr gesehen haben – die Eisdiele als sozialer Treffpunkt.
Dieser Treffpunkt wanderte innerhalb Rothenburgs mehrfach, ehe er in der Hafengasse seine Heimat fand: 1960 kam die Familie d’Isep nach Rothenburg ob der Tauber und startete mit dem Eisverkauf in der Georgengasse – dort wo sich heute das Restaurant Vito befindet. 1974 zog man ins Eiscafé am Marktplatz, ab 1986 ging es in die Hafengasse und man hatte somit vorübergehend zwei Standbeine. „Das wurde uns aber irgendwann zu viel, 1992 haben wir den Standort am Marktplatz aufgegeben.“ Seitdem ist die Hafengasse die einzige Heimat der Familie d’Isep in Rothenburg. Wobei das mit der Heimat so ein Ding ist, denn EINE Heimat gibt es für Enrico und Paola so eigentlich nicht. „Nach dem Winter in den Dolomiten freuen wir uns auf die Rückkehr nach Rothenburg. Und nach dem Sommer freuen wir uns ebenso auf die herrliche Heimat in Südtirol, die Familie und aufs Skifahren“, beschreibt Paola d‘Isep die Verbundenheit zu beiden Orten. Beim Skifahren hat sie auch ihren Mann Paolo getroffen, der 2019 verstarb und den in Rothenburg jeder kannte und kennt. Das geflügelte Wort im Sommer bleibt so weiterhin: „Lass uns ein Eis beim Paolo kaufen.“
Sohn Enrico hat die Nachfolge als Inhaber angetreten. Der gebürtige Rothenburger ging wie seine Schwester Alice (eine angehende Juristin) in Italien zur Schule. Dort studierte er später auch Architektur, schloss als diplomierter Bauzeichner ab. Doch jeder Frühjahr ging es für ihn – wie für die ganze Familie – in die zweite Heimat an der Tauber. Er machte seinen Ferienjob im familiären Betrieb. „Vom Tellerwaschen über den Verkauf an der Theke habe ich Schritt für Schritt alle Stationen durchlaufen. Und irgendwann hat mein Papa angefangen mir zu zeigen, wie er das Eis macht“, erklärt Enrico d’Isep das Hineinwachsen in die coole Branche und die Berufsgeheimnisse seines Vaters. „Das Handwerk des Eismachens hat mehr mit dem Beruf des Architekten zu tun als man vielleicht vermuten könnte. Präzision ist bei der Rezeptur gefragt, wenn man das Eis wie wir wirklich jeden Morgen frisch macht.“ Und dieser Prozess ist bei der Eiscafé d’Isep extrem aufwändig: „Wir stellen ein pasteurisiertes Milchspeiseeis mit frischen Zutaten und richtigen Vanilleschoten her. Das ist finanziell und vom Arbeitsprozess her gesehen ein Mehraufwand, den wir gern machen“, beschreiben Mama Paola und Sohn Enrico stolz die Familientradition. „Aus einem Sorbet mir Wasser und dem frischen Obst wird unser Speiseeis gemacht. Wir setzen auf frische Zutaten, manche bekommen wir sogar direkt aus den Gärten von Stammkunden“, freut sich Paola und zeigt stolz das Bild einer Johannisbeeren-Lieferung aus einem Rothenburger Garten. Rhabarber, Pflaumen und Feigen sind weitere frische und saisonale Produkte aus denen das Eis gemacht wird.
Neben der handwerklichen Expertise im Herstellungsprozess hat Eis ganz viel mit Emotionen zu tun. Eis ist eigentlich ein nostalgisches Produkt, weil sich jeder an den Geschmack aus der Stammeisdiele der Kindheit erinnert. Und so ist die bei der Familie d’Isep auch. Viele Rothenburger Kinder sind über die Jahrzehnte mit dem Eismatsch aus dem Hause d’Isep aufgewachsen: zwei Kugeln Eis und Sahne einfach verrühren oder eben „vermatschen“, fertig ist die Spezialität. „Das gab es bei uns zu fairen Preisen, damit sich die Kinder das jeden Tag leisten konnten: 30 Pfenning waren das in den 6oern“, erinnert sich Paola an die Anfänge in der Georgengasse. Solche Dinge bleiben im Gedächtnis, der historische Eiswagen wird von einst kleinen Stammgästen mittlerweile für deren Hochzeiten gebucht. Die Nostalgie geht dabei weit über den Eisgenuss hinaus: Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere Rothenburger, dass er einst sein erstes Lied von einer Jukebox bei Paolas Familie in der Georgengasse hörte. Denn hier war man Vorreiter, nannte die erste Jukebox in der Stadt. Diese Verbundenheit zu den Menschen in und um Rothenburg hat man sich erhalten: „Unser schönstes Kompliment in diesem Jahr: Ein Lehrer aus Schrozberg besuchte uns. Er hatte in seiner Klasse gefragt, was sie als erstes nach dem Lockdown machen wollen. Und ein Mädchen hatte geantwortet: ‚In die Eisdiele d’Isep in Rothenburg ob der Tauber gehen‘. Als ich das gehört habe, sind mir schon die Tränen gekommen.“ Bei Weitem keine Außnahme: So warten viele Kinder aus Rothenburg ob der Tauber schon im Frühjahr darauf, dass die Familie aus dem Winterdomizil in Südtirol nach Rothenburg zurückkehrt und leckeres Eis offeriert.
Die Kartoffel macht’s – Die Familie Teutscher setzt in der Kartoffelstube Am Rödertor in Rothenburg ganz auf die Kraft der Knolle



Wurst und das Sauerkraut – so stellt sich die Welt kulinarisch den Deutschen vor. Und auch die Kartoffel in all ihren Ausprägungen darf beim Blick auf den deutschen Klischee-Teller eigentlich nicht fehlen. Wie man daraus neue, aufregende Kreationen macht, lernt der Gast bei der Einkehr in der Kartoffelstube Am Rödertor. Altgeliebte Klassiker müssen dabei nicht zurückstehen.
Direkt vor dem Rödertor lässt es sich an warmen Tagen herrlich im Biergarten im Schatten sitzen. Beim Blick gen Stadt sticht eines der sechs Stadttoren mit dem – in coronafreien Zeiten begehbaren – Röderturm hervor. Für die Familie Teutscher ist der Blick auf die historische Stadtmauer über die Grünflächen an der Röderschütt auch nach Jahrzehnten etwas Besonderes: „Die Lage direkt vor einem der bekannten Rothenburger Stadttore hat natürlich einen besonderen Reiz. Wir sind auch nach Jahren gern mit dem Fotoapparat rund um die Altstadt unterwegs, weil selbst wir als Rothenburger immer Neues entdecken“, beschreibt Herr Teutscher die Faszination für die Altstadt und das grüne Umland mit seinem hohen Freizeitwert: „Privat sind wir viel auf den Wanderwegen oder mit dem Rad unterwegs.“
Und wenn Familie Teutscher dies mal nicht tut, dann dreht sich vieles um die Kartoffel. Seit 1997 hat sich die gutbürgerliche Wirtschaft Am Rödertor auf die Knolle spezialisiert und firmiert als Kartoffelstube. Neben den Klassikern wie Kartoffelrösti und den fränkischen Bauntzen wird dieser Klassiker der deutschen Küche von der Familie Teutscher neu interpretiert: „Das war ganz viel Recherche, wir haben anfangs viel ausprobiert – klassisches Learning by Doing“, erklärt Kati Teutscher die Anfänge mit dem man neue Klassiker geschaffen hat: eine Kartoffelpizza beispielsweise oder ein Kartoffel-Cordon-Bleu. „Letzteres besteht aus einem Kartoffelteigmantel, der wie beim normalen Rezept mit Schinken-Käse gefüllt und in Fett ausgebraten wird.“
Klingt interessant und schmeckt auch gut! Bei der Pizza basiert der Teig auf den Kartoffeln, die alle aus einer Biolandwirtschaft in Dietenhofen im Romantischen Franken stammen. Herr Teutscher erklärt, wie es dann weitergeht: „Das wird mit einer Bechamel-Soße angereichert und steht mit verschiedenen Belägen auf der Speisekarte: von der klassischen Schinkenpizza bis zur vegetarischen Variante.“
Die gängigen Erwartungen werden in der Kartoffelstube Am Rödertor nicht nur hinsichtlich der Kartoffel übertroffen. Auch bei der Weinkarte setzt Familie Teutscher auf die neuen Ideen junger fränkischer Winzer wie dem Weingut Meier Schmidt aus dem nahen Bullenheim – beim Rothenburger Weindorf ist man Gründungsmitglied. Bei den Übernachtungsgästen im Hause geht der Trend neben dem obligatorischen Besuch der zahlreichen Sehenswürdigkeiten in der Altstadt immer mehr zum Outdoor-Interessenten: Wandern, Radfahren sind die Themen, die bei den Teutschers rund um Rothenburg ob der Tauber immer häufiger nachgefragt werden. Kein Wunder: Einige Rad- und Wanderwege gen Frankenhöhe und Taubertal beginnen direkt vor der Haustür der Kartoffelstube Am Rödertor.
Down by the river –
Angelika Mann und der Biergarten Unter den Linden



Unkonventionell und alternativ startete Helmut Dürr einst in den 1970ern den Biergarten Unter den Linden an der Bronnenmühle von Rothenburg ob der Tauber. Angelika Mann führt den Betrieb ihres leider verstorbenen Mannes in diesem Sinne fort, bleibt offen für Neues und die Kultur. Und so heißt es im Sommer für viele Rothenburger: „Auf zum Helmers“!
Hier liegt Rothenburg nicht ob der Tauber sondern an der Tauber – wir wandern, spazieren oder fahren zum „Helmers“ an die Bronnenmühle. Die ist an sich schon eine Rarität, diente sie doch einst als Pumpwerk für das Wasser gen Klingentor, der dann die Brunnen der Stadt speiste. Heute speisen an der Bronnenmühle Sommerfrischler und Ausflügler im Biergarten „Untern den Linden“, den in Rothenburg ob der Tauber alle nur „Helmers“ nennen. „Schuld“ ist daran der Initiator Helmut „Helmers“ Dürr, der in den 1970ern den etwas anderen Ort in Rothenburg ob der Tauber schaffte. Als Wiesenwirtschaft etablierte er an der Tauber zudem einen Kulturort für Abseitiges.
Mittlerweile lebt Angelika Mann mit ihrem Team das Erbe Mannes Helmuth weiter – während der Saison ist sie täglich präsent, der Helmer’s ohne Angelika Mann? Eigentlich nicht denkbar. Mit Inge Seiferlein teilt sie sich zudem das Administrative, den Einkauf und alles weitere hinter den Kulissen. „Wir sind immer noch der etwas andere Ort in Rothenburg ob der Tauber – es soll bei uns ungezwungen und locker zugehen“, beschreibt sie ihr Verständnis des „Helmers“. „Nur bei den Kulturveranstaltungen bin ich nicht mehr so aktiv wie der Helmut einst.“ Suchte der einst in der Region Musiker, Kabarettisten und Veranstalter von Kinderprogrammen für den Betrieb, so lässt Angelika Mann das ruhen. „Wenn mich jemand fragt, kann er gern hier im Biergarten spielen, wenn es passt. Aber aktiv Konzerte veranstalte ich nicht.“ Allerdings ist sie offen für Kulturveranstalter wie den Machern vom Klangtal Festival, die „Unter den Linden“ für ein gesamtes Wochenende als Veranstaltungsort für ein Elektronikfestival nutzen. Das Taubertal-Festival bringt normalerweise im August für ein Wochenenden Rockklänge in die unmittelbare Nachbarschaft – hier ist der Helmers zwar örtlich mittendrin, aber nicht offiziell dabei.
Sonst geht es an der Tauber beschaulicher zu. Eröffnet wird die Saison im April, Mitte Oktober werden die Stühle im Biergarten dann wieder eingeklappt. Familien freuen sich über den weiten Auslauf für den Nachwuchs, den hoch frequentieren Sandkasten oder die knöcheltiefe Tauber in Sichtweite als Abenteuerplanscherei – der Kenner weiß: Wechselklamotten für die Kleinen sind angebracht. Sonst trifft sich hier so ziemlich jeder: Vom durstigen Radler bis zum Rothenburger Stammgast, der auf einen Kaffee oder in der Mittagspause zum Essen vorbeikommt ist hier alles vertreten: „Mittlerweile sind wir weit von dem Status eines Ort für ein rein alternative Milieu schon lang herausgewachsen, obwohl wir uns treu geblieben sind. Vom Porsche-Fahrer bis zum Wanderer – hier ist jeder gleich“, kennt Angelika Mann das Geheimnis der entspannten Wohlfühlatmosphäre. Dies manifestiert sich in der guten alten Tradition der Selbstabholung der Speisen und Getränke an der Theke, ausgerufen wird bei den Gerichten der Vorname des Bestellers. Neben den Klassikern wie Bernie’s Pizza und den Sandwiches gibt es täglich wechselnde Abendgerichte – auch Veganer und Vegetarier finden „Unter den Linden“ ihr Glück.
Mittendrin versteckt – Miriam und Markus Brenner vom Restaurant Alter Keller



Miriam und Markus Brenner erfreuen sich im Restaurant Alter Keller zwar nicht einer Premiumlage in der Altstadt von Rothenburg ob der Tauber. Dafür aber einen treuen Stammkundschaft und einer hohen Wiederempfehlungsrate.
„Eigentlich hat uns jeder davon abgeraten, dass wir den Alten Keller übernehmen“, lacht Chef und Koch Markus Brenner zehn Jahre nach dem Start. Mit seiner Partnerin Miriam und dem kleinen Team macht er den Alten Keller seit 2011 zum Wohlfühlort. 25 Jahre lang wurde das urige Gebäude an der alten Stadtmauer von Rothenburg ob der Tauber zuvor als Café betrieben. Miriam und Markus Brenner machten daraus eine bayerische Wirtsstube mit dem besonderen etwas. Das besondere etwas sind die Räumlichkeiten, der kleine Gastraum mit den niedrigen Decken fordert die Geselligkeit fast schon heraus. So unterhalten sich nach 10 Minuten die Stammgäste mit den Gästen aus Übersee, man kommt ins Gespräch im Alten Keller. Für die gute Stimmung sorgen auch Miriam und Markus Brenner – ohne die beiden ist der Alte Keller nicht vorstellbar und sie sind stets präsent.
Eine weitere Besonderheit, die das vermeintliche Himmelfahrtskommando zum durchschlagenden Erfolg machten. „Wir haben uns angeschaut, was in der Rothenburger Gastronomie fehlt, welche Nische es gibt, die zum Ambiente passt“, beschreibt Markus Brenner den Ansatz. „Und wir haben erkannt, dass ein richtig gutes Steak in Rothenburg ob der Tauber nur selten auf der Karte steht. Ausgehend von dieser Beobachtung haben wir den Alten Keller vom Café zum klassischen Restaurant mit deutscher Küche gemacht – ein gutes Grill-Steak bekommt ihr bei uns aber immer.“
Im oberen Stockwerk des historischen Gebäudes finden sich Gästezimmer. im Sommer schafft die Außenbestuhlung neben dem Brunnen und die enge Bebauung eine fast intime Atmosphäre. Nahe des Röderbogens gelegen, findet sich der Alter Keller in der gleichnamigen Gasse etwas abseits der Hauptwege in der Altstadt. Historisch belegt: das Gebäude diente einst als Brauerei.
Dieses historische Ambiente und die Liebe zur Braukunst greift man als Gast im Alter Keller gern auf. Unterlegt wird das bayerisch-fränkisch Bierstubenflair auch durch die Trachten, die im Service getragen werden. So bietet es sich auch an, dass Miriam und Markus Brenner im September das Oktoberfest als Motto aufgreifen – die Brat-Hendl kommen vom lokalen Produzenten. Auch bei den Steaks geht alle über regionale Anbieter. „Die Qualität des Fleisches macht bei einem Steak ja schon viel aus.“ Insbesondere in der Nische muss die Küche mit Qualität glänzen.
Naturnah-weltoffen – Familie Meinold im Akzent Hotel Schranne



Am Schrannenplatz in Rothenburg ob der Tauber sitzen die Gäste im Akzent Hotel Schranne im Sommer extralang in der Biergarten-Sonne und genießen bodenständige regionale Küche. Die Familie Meinold stellt den Hotel- und Gastronomiebetrieb seit Jahren stabil auf mehrere Säulen.
Klären wir zunächst einmal einen für norddeutsche Besucher fremden Begriff, nämlich den der Schranne: so wird im süddeutschen Raum der Korn- und Getreidemarkt und die dazugehörige Scheune genannt. In den westbayerischen einstigen Reichsstädten gibt es sie in jeder Altstadt, diese einstigen Marktplätze.
In Rothenburg ob der Tauber wird dieser heutzutage als Parkplatz genutzt und von der Schrannenscheune sowie dem Akzent Hotel Schranne der Familie Meinold geprägt. Gleich daneben im Schrannenhof befand sich bis in die 1980er der Viehmarkt. Landwirte aus der Region kamen hierher, um ihre Tiere anzubieten. „Die Bauern der Umgebung haben sich dann natürlich in unserer Gastwirtschaft zur Einkehr getroffen. Ein paar von damals kommen noch heute zum Stammtisch in unsere Gaststätte“, beschreibt Inhaber Markus Meinold die gewachsene Nähe des Familienbetriebs zu den regionalen Anbietern. Die spiegelt sich noch heute in der gutbürgerlich-fränkisch aufgestellten Speisekarte der Schranne wider: die Bratwürste stellt das Team in der hauseigenen Metzgerei her. In der Karpfensaison kommt der Fisch aus den Teichen der Familie Hiermann aus Rothenburg, der Spargel wird in Buhlsbach bei Lehrberg im Romantischen Franken geerntet. Und wenn in der Pilzsaison Steinpilze auf der Wochenkarte zu finden sind, dann kommen diese von einem befreundeten Sammler aus Hohenlohe. Bruder Andreas Michl hat die Küche fest im Griff. So steht das Akzent Hotel Schranne prototypisch für einen Betrieb der Regionalinitiative „Genießen ob der Tauber“.
Und genießen kann man in der Schranne im Sommer herrlich an der Sonne. Im Biergarten vor dem Betrieb lauschen Hotelgäste und Tagesbesucher bei der Einkehr dann den Gesprächen der Rothenburger Stammtische der Schranne. Die Schranne ist ein fester Anlaufpunkt für Einheimische, welche die Küche schätzen und wissen: nirgendwo scheint die Sonne länger auf die Sitzplätze, als an der Ostseite des Schrannenplatzes. Wem das im Hochsommer zu viel wird: Im Innenhof der Schranne gibt es Schattenplätze im Freien, zudem laden eine Gaststube und ein Speisesaal im Inneren zur Einkehr ein. Neben den kulinarischen Spezialitäten lohnt sich der Blick auf die Weinkarte: Neben den Weinen aus dem Lieblichen Taubertal und dem fränkischen Maingebiet wartet dort mit dem Bacchus ein exklusiver Hausschoppen vom Winzer Hofmann aus Röttingen auf die Gäste.
Diese kommen in einem coronafreien Jahr aus aller Welt: das Akzent Hotel Schranne ist im Gruppengeschäft aktiv, Gäste aus Japan begrüßt Hannelore Meinold, Mutter von Markus, auch schon einmal in deren Landessprache: „Ich dachte mir einfach, es gehört sich dies zu erlernen, wenn wir so viele Gäste aus diesem Land haben.“ Eine enge Bindung zu den Gästen und die Verständigung mit Menschen aus aller Welt lebt die Familie Meinold darüber hinaus beim Engagement rund um die Touren der Ambassadors of Music vor: 15 bis 20 Gruppen von Highschool-Schülern aus den USA kommen dabei seit 40 Jahren Sommer für Sommer nach Rothenburg und schlafen auch in der Schranne. Mit den amerikanischen Organisatoren ist man schon lange freundschaftlich verbunden. „Die Touren mussten ja leider 2020 wegen Corona ausfallen, da fehlt einem menschlich schon etwas“, beschreibt Markus Meinold, dass ein Austausch per Telefonat und Zoom über den großen Teich die Begegnung vor Ort nicht ersetzen kann.
Das gilt natürlich allgemein für das Übernachtungsgeschäft im Jahr 2020, das unter der Pandemie litt. Ein Glück, dass die Familie Meinold nicht einseitig auf die Gästegruppen setzte, sondern in vielfacher Weise die Regionalität lebt und die Hinwendung zum Einzelgast über Jahre aufgebaut hat. „Ein wichtiger Baustein für die Ansprache des Einzelgastes ist unsere enge Verzahnung mit den Ferienregionen Liebliches Taubertal und Romantisches Franken hinsichtlich der Freizeitangebote in und um Rothenburg ob der Tauber. Wir sind Bed+Bike zertifiziert, Radfahrer sind eine wichtige Zielgruppe in einer Region wie Rothenburg mit vielen ausgezeichneten Radwegen“, beschreibt Markus Meinold eine wichtige Zielgruppe. Die Hinwendung zur Natur äußert sich auch im Engagement im Verkehrsverein Rothenburg, der bei der Erstellung der Wanderwege und einer Wanderkarte für Rothenburg eine federführende Rolle spielt. Bei den Wanderwochen im Frühling und Herbst sponsort die Familie Meinold mit anderen lokalen Betrieben die Verköstigung bei der Eröffnungswanderung. All dies sind kleine Bausteine, die das Akzent Hotel Schranne herausheben und für den Einzelgast attraktiv machen. Auch Motorradfahrer – Markus Meinold ist selbst privat mit einem Motorrad unterwegs – sind im Akzent Hotel Schranne höchst willkommen. Und dürfen dann in sonnigen Abendstunden den Gesprächen der Stammtische lauschen.
Hier steckt mehr drin als Bayern - der Bayerische Hof in Rothenburg ob der Tauber



Neu in Rothenburg ob der Tauber: das Team vom Bayerischen Hof in der Ansbacher Straße meistert den Spagat zwischen Tradition und Moderne vor den Toren der Altstadt und denkt die bayerische Küche international
Mit 125 Jahren noch einmal neu anfangen, das kann ganz schön anstrengend sein. Der Bayerische Hof kommt in seinem Jubiläumsjahr mit einem neuen Anstrich und neuen Besitzern aus dem Lockdown. Armin – Unternehmer aus München – bringt ein junges, engagiertes Team mit. Viele Elemente aus der Zeit der Familie Schellhaas will man bewahren, doch manches wird sich ändern im Hotel und Restaurant vor dem Rödertor von Rothenburg ob der Tauber. Das beginnt mit dem Übernachtungsbereich, wo im zweiten Stock aus dem bisherigen Wohnräumen neue Apartments und Zimmer werden, die auch für Familien geeignet sind. Gastronomisch bricht das Team mit den Klischees, Chefkoch Markus bringt die Erfahrung als Sous Chef im Café Reitschule in München mit ein und denkt regionale Zutaten international. „Wir wollen abseits der Klassiker auch die Rothenburger ansprechen und Ihnen etwas Neues bieten, einen Anreiz bei uns zu essen, wenn sie das Besondere suchen“, erklärt Markus den Ansatz.
Das gesamte Team ist neu in Rothenburg ob der Tauber, gefunden hat Armin den Bayerischen Hof beim gemeinsamen Rothenburg-Besuch mit Partnerin Carolin. Sie unterstützt ihn ebenso beim Aufbau der Strukturen wie Irena und Nancy– man ist befreundet und versteht sich auch privat gut. Das strahlt auf die Atmosphäre aus, die Ziele hat man klar im Blick. Genug Erfahrungen hat das junge Team gesammelt: Für Armin und Carolin ist der Bayerische Hof nicht das erste Unternehmen, aber das erste Projekt in diesem Bereich, Nancy bringt im Event-Management Expertise aus dem Streetfood-Bereich aus London mit. Irena liefert den Input über die Sozialen Medien und Caro kümmerst sich um das Marketing. Aus der Baustelle wurde so in Rekordzeit ein funktionierender Betrieb, die Außengastronomie mit Terrasse startete bereits ebenso wie die ToGo-Angebote. Hausgemachte Tagliatelle mit fränkischer Salsiccia oder Pulled Pork Schäufele im Kartoffelbrötchen finden sich da auf der Karte. Chefkoch Markus hat die Zeit genutzt und sich bei lokalen Bäckereien, Metzgereien und Direktvermarktern umgesehen. „Regionale Zutaten sollen bei uns in eine Küche einfließen, die immer wieder neu überrascht.“ Der Innenbereich im Gasthof wurde komplett neu gestaltet. Der Interieur- und Lichtdesigner Tom Belz (Heimwerk Restaurant und Jams Hotel München) hat zusammen mit Armin versucht die urige Stubenatmosphäre zu erhalten. Dabei haben Sie es trotzdem geschafft Moderne und Tradition zu kombinieren und farbige Highlights zu setzen. Auch die Echtholz Eiche Tischplatten und die Bestuhlung unterstreichen dies. Vor dem Bayerischen Hof lädt der sonnige Biergarten im Außenbereich zum Verweilen ein.
Den ersten Sommer nutzen die neuen Macher vom Bayerischen Hof sicherlich auch zur Orientierung: was ist möglich in Rothenburg ob der Tauber? „Zu unseren Plänen gehören viele Aspekte, die Rothenburg und das Umland mitnehmen. Wir wollen uns mit dem Angebot in der Küche des Bayerischen Hofs zuvorderst auch an die lokale Bevölkerung wenden. Wir wollen aber auch für unsere Hausgäste Angebote stricken, die das Umland erlebbar machen. Themen wie Wandern und Radfahren und Angebote in diesem Bereich werden bei uns eine Rolle spielen“, erklären Carolin und Armin unisono. Rothenburg ob der Tauber – für das Team vom Bayerischen Hof keine Durchgangsstation: bezogen auf die Gäste und bezogen auf das eigene Engagement.